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Dr. med. Ulrich Bauer

Facharzt für Urologie

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Hodenkrebs

Risiko HODENKREBS. Der Hodenkrebs ist mit 4000 jährlichen Neuerkrankungen insgesamt ein eher seltenen Krebs.

Bei dieser Gelegenheit die neueste Tabelle der häufigsten bösartigen Neuerkrankungen bei Männern:
1. Prostatakrebs
2. Darmkrebs
3. Lungen-Bronchialkrebs
4. Harnblasenkrebs.

An der achten Stelle leider zunehmend Mundbodenkrebs, wahrscheinlich durch humane Papillomaviren der Gruppe B, bzw. deren onkogene Untergruppen. Auch für Peniskrebs die wahrscheinlich häufigste Ursache.

Fast alle Hodenkrebs-Patienten sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Statistisch am häufigsten zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr. Wird ein Tumor frühzeitig entdeckt, liegt die Heilungschancen bei über 98 %. Bei keiner anderen Erkrankung ist der notwendige Einsatz so gering und der Gewinn so hoch und sicher.

Die Hodenkrebsfrüherkennung sollten die Männer der betroffenen Altersgruppen jährlich bei einem Facharzt für Urologie durchführen lassen. Außerdem mindestens einmal im Monat den Hoden selbst abtasten. Hodentumore können sehr schnell wachsen, die Krebszellen verdoppeln sich alle 2 bis 4 Wochen.

Zu gewinnen gibt es die volle Lebenswartung, da sich das therapeutische Vorgehen international seit 20 Jahren erprobt, bewährt und wissenschaftlich überprüft hat.

Je früher der Krebs entdeckt wird, umso größer ist auch die Chance auf den Bonus, ohne eine Chemotherapie oder Bestrahlung auskommen zu können. Es lohnt sich also schon bei einem geringsten Verdacht sich bei einem Facharzt für Urologie vorzustellen. Das gilt auch nach Verletzungen, Tritte gegen den Hodensack etc. Auch hier kann es durch ein traumatisches Geschehen zu einer Veränderung der Hodenzellendifferenzierung kommen. Wichtig auch der Zustand nach einem Verspäteten Absteigen der Hoden in den Hodensack (Maldeszensus testis).

Hauptsymptom des tastbaren Tumors, ist eine harte, schmerzlose Schwellung meist lediglich eines Hodens. Der Urologe tastet den Knoten ab und führt eine Ultraschalluntersuchung mit einem entsprechenden Gerät durch. Auch hier muss der Hinweis gestattet sein, das i.d.R. nur Fachärzte für Urologie über entsprechend hochwertige Sonografiegeräte verfügen. Je besser das Gerät, umso früher kann ein noch sehr kleiner Tumor aufgespürt werden und dem Patienten die Chemotherapie erspart werden. Im weiteren Verlauf wird der Gehalt von Tumormarkern im Blut bestimmt. Dabei handelt es sich um Proteine, die eine Krebserkrankung anzeigen. Beim Hodenkrebs sind das vor allem AFP (alpha-Fetoprotein), beta-HCG (eine Form des humanen Choriogronadotropins), LDH (Laktatdehydrogenase) sowie PLAP (plazentare alkalische Phophastase). Die Diagnose steht erst fest, wenn die mikroskopische Untersuchung einer Gewebeprobe, bzw. der entnommene/entfernte Hoden pathohistologisch untersucht worden ist.

Ungefähr 95 % der Hodentumoren sind bösartig. Zunächst sind alle aus Keimzellen entstandene Tumore Seminome, in 50% der Fälle differenzieren sie sich allerdings weiter zu Nicht-Seminomen, die rascher wachsen, leichter Metastasen streuen und sich nicht mit Strahlen bekämpfen lassen. Diese Variante tritt vor allem bei Männern zwischen 20 und 30 Jahren auf. Das Durchschnittsalter bei Seminomen liegt bei 35 Jahren.

In den letzten 50 Jahren hat sich die Häufigkeit von Hodenkrebs verdoppelt. Früher verstarben die Patienten an einer metastasierenden Erkrankung, ohne das man den Primärtumor diagnostizieren konnte. D.h. verschiedene Diagnosen werden heute häufiger gestellt. Die Ursachen werden, wie bei allen Krebserkrankungen diskutiert.

Der seltener aber starker Riskikofaktor ist der Hodenhochstand. Bei den Betroffenen ist nicht nur die Fruchtbarkeit eingeschränkt, sie tragen auch ein bis zu 20-fach erhöhtes Risiko. Normalerweise wandern die Hoden noch vor der Geburt vom Bauchraum in das Skrotum. Wenn nicht, sollten sie idealerweise bis zum zweiten Lebensjahr mit Medikamenten angeregt werden zu wandern oder operativ verlegt werden. Wie bei allen Krebserkrankungen können auch hier genetische Einflüsse eine Rolle spielen. Wobei auch hier der Hinweis erfolgt, das genetisch nicht immer vererbt bedeutet. Ein Gendefekt, der zu einer Krebserkrankung führt kann auch durch Umwelteinflüsse oder Verhaltensweisen erworben werden. Bei Krebsbefall eines Hodens ist der verbliebenen Hoden stärker gefährdet, selbst einen Tumor zu entwickeln. Das familiäre Risiko, z.B. bei der Erkrankung eines Bruders, ist um das 10-fache erhöht. Das Risiko der Westeuropäer ist generell höher als das der Afroamerikaner und Asiaten.

Bei einer Erkrankung wird der betroffenen Hoden mitsamt Nebenhoden und Samenstrang durch einen Schnitt in der Leiste entfernt. Aus dem anderen Hoden wird eine Gewebeprobe entnommen. Auf Wunsch des Patienten kann noch während der OP eine Silikonprothese in das Hodenfach eingesetzt werden. Die Langzeitprognose dieser Silikonprothesen ist sehr gut.

Bei 80 Prozent der Patienten kann auf eine Chemotherapie und / oder auf eine Bestrahlung verzichtet werden. Auch ohne diese Behandlung kehrt der Krebs nicht wieder zurück. Bei den anderen 20 % wird häufig eine wait-and-see Strategie durchgeführt. Kontrolle in den ersten Jahren nach der OP, alle 3 Monate.

Sollte eine Erkrankung des kontralateralen Hoden festgestellt werden, erfolgt abhängig von der Diagnose die Bestrahlung oder die Entfernung des Hodens. Dieser Patienten ist dann nicht mehr fertil, d.h. zeugungsunfähig. Unter Umständen muss der Patient eine Testosterontherapie durchführen, sollte dieses Hormon nicht mehr ausreichend produziert werden. Männlichkeit und Potenz bleiben erhalten.

Vor der Behandlung können die Patienten Samenzellen einfrieren lassen um sich so später einen Kinderwunsch zu erfüllen.