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Dr. med. Ulrich Bauer

Facharzt für Urologie

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Fertilitätsstörungen

Die Ursache von männlichen Fertililätsstörungen beruhen auf einer Störung der Spermatogenese. Diese Störung führt zu einer qualitativ und quantitativ verminderten Produktion von Samenzellen, der Spermatogenese. Samenzahl und Samenzellmortilität sind herabgesetzt. und der Anteil an morphologisch abnormen Zellen ist erhöht. = Oligo-Astheno-Teratozoospermie = OAT Syndrom. Vermutet wird, das ca. 10% der männlichen Bevölkerung betroffen sind.

Von einem unerfüllten Kinderwunsch, einer Infertilität des Mannes spricht man, wenn innerhalb von zwölf Monaten trotz regelm. GV bei einer gesunden Partnerin keine Konzeption eintritt.

Die Feststellung eines OAT Syndroms ist allerdings nicht identisch mit einer männlichen Infertilität. Diskutiert werden Medikamente, Umweltgifte, endokrine Störungen, Allgemeinkrankheiten, Genitalveränderungen, Genetische Störungen, Immunologische Störungen, Idiopathische Störungen.

Endokrine Störungen: Der idiopathische hypogonadotrope Hypogonadismus geht immer mit einer defekten Spermatogenese einher. Hypophysäre Dysfunktionen wie Adenome, Prolaktinome beeinträchtigen die Spermatogenese. Gestörte Testosteronsekretionen führen ebenfalls zu einer Veränderung der Spermatogenese.

Allgemeinerkankungen: Mit der Beeinträchtigung der Spermatogenese einher gehen Erkankungen wie der M. Hodgkin, andere Lymphome, Virusinfektionen, terminale Niereninsuffizienz ohne Verbesserung durch die Dialyse. Die renale Transplantation kann pos wirken auf die Spermatogenese. Röntgenbestrahlungen gleich welcher Art und Region führen zu einer Schädigung der Spermatogenese, wenn die Gonadendosis mehr als 4 Gy beträgt.

Genitalveränderungen: Diskutiert wird nach wie vor die Varikozele, obwohl es hier eindeutige Zahlen/Studien gibt, die dagegen sprechen. Die Op einer Varikozele liegt bzgl ihres Erfolges im Placebobereich. Wenn funktionelle Schäden durch eine Varikozele und/oder einen Maldeszensus testis auftreten, dann mit grosser Wahrscheinlichkeit schon vor der Geburt. Risikofaktoren bzgl der Spermaqualität sind auch Hodentumoren, Orchitiden, Traumen der Hoden.

Genetische Störungen: Ca. 10 % der Fälle männlicher Infertilität haben genetische Gründe. Diese Männer weisen in höherem Masse numerische und strukturelle Anomalien der Chromosomen auf. Durch die ICSI besteht die Gefahr, das bei primärer Infertilität zwar eine Zeugung möglich ist, jedoch dadurch genetische Risiken an die nächste Generation übertragen werden kann. Von 500 Männer hat einer ein Klinefelter-Syndrom (Disomie des X-Chromosoms (47, XXY)).

Immunologische Störungen: Funktionsstörungen der Spermatozoen können durch Anti-Spermatozoen-Antikörper hervorgerufen werden. In niedriger Konzentration treten sie bei ca 60 % der Männer auf. Die Entstehung wird begünstigt durch Entwicklungsstörungen der Blut-Hoden-Schranke, traumatische Störungen und subklinische Obstruktionen.

Idiopathische Störungen: Häufigste Ursache ist das OAT-Syndrom.

Medikamente: Alkohol, Anabole Steroide, Androgene, Carbamazepin, Chlorambucil, Cimetidin, Cyclophosphamid, Cyproteron Acetat, Enoxacin, Gestagene, GnRH Agonisten, Gossypol, Ketoconazole, Kokain, Methadone, Methotrexat, Nikotin, Östro- gene, Phenobarbital, Propanolol, Sulfasalazin, Valproat.

Umweltgifte: Alachlor (Pestizide), Blei (Benzinveredlung), Chlorpyrifos (Herbizid), DDT (Pestizid, seit 1990 verboten), Dibromochloropropane (Herbizid), Glycoläther (Lösungsmittel), Isopropoxy-4-methylpyrimidinol (Pestizid), Phthalate (Weichmacher), Polybromebisphenyl (Kunststoffherstellung), Schwefelkohlenstoff (Celluloseherst.), Schwermetalle (Schweißen).

Diagnostik der Varikozele: Sonografie des Skrotums, US des Skrotums, Duplex-Sonografie des Plexus pampiniformis (Auftreten überwiegend links) Immer Durchführung der Skrotumsonografie, zur Diagnose von Hodendystopien, Hodentumoren, -hypoplasien, Epididymoorchitis, Agenesie des Vas deferens.

Verflüssigungszeit normal 15-30min., Viskosität normal 10mPas, der Geruch sollte kastanienblütenartig sein, Farbe normal gelblich-grau und trüb, Volumen normal zwischen 1,5-6ml, pH Wert normal 7,4 – 8,0. Die Normalzahl der Spermatozoen liegt bei grösser 20Mill/ ml. Niedrige Zahlen bedeuten das eine Oligozoospermie vorliegt, mit Einschränkung der Fertilität. Das Fehlen von Samenzellen wird als Azoospermie bezeichnet. Festgestellt wird auch die Motilität der Spermatozoen. Der Anteil beweglicher Spermatozoen an der Gesamtpopulation sollte insgesamt grösser 50% sein. Differenziert wird hier noch die Progressivität. Motilitätsstörungen bezeichnet man als Asthenozoospermie. Die Anteil der normalgeformten Spermatozoen sollte bei 30 % liegen.

Volumen 2,0 – 6,0 ml
pH 7,4
Spermatozoen-Konzentration >20 x 10G/ml
Motilität > 50% progressiv motile Spermatozoen
Morphologie > 30% normalgeformte Spermatozoen
Leukozyten < 1 x 10G/ml
MAR Test < 10% motile Zellen mit adhär. Partikeln
Fruktose > 6,6 mmol/ml
Alpha-Glucosidase > 20mU/Ejakulat

Rundzellen, ein Teil dieser Zellen sind Spermatogenese-Stammzellen, der andere Teil sind Leukozyten. (Granulozyten).

Eosintest: 25% der Zellen sollten positiv sein. Nicht mehr. Bedeutsam bei einer Asthenozoospermie. Differenzierung zwischen avitalen und immotilen Spermatozoen.

Differenzierung der Rundzellen: Erhöhung bei Entzündungen der Prostata und Samenblasen.

Marker der Prostatafunktion: PSA Werte, ggf. freies PSA, Quotient, Prostataphosphophatase, Konzentration der Zitronensäure, Fruktosekonzentration etc. s.o.

Antikörper: Bedeutsam sind die an Spermatozoen gebunden Antikörper.

Qualitätskontrolle: WHO Laborhandbuch. Ringversuche werden von der Deutschen Gesellschaft für Andrologie angeboten.

Therapien: Absetzen von Medikamenten, Therapie von endokrinen Störungen.

Assistierte Reproduktionstechniken. Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) Heterologe Inseminationen.


Physiologie Befruchtung
Die differenzierten testikulären Spermien gelangen nach der Spermiation in die Nebenhoden. Reifungsvorgänge treten während der Passage auf. Im Nebenhodenschwanz erlangen die Spermien ihre volle Befruchtungsfähigkeit. Zu Beginn der Ejakulation kommt es zur Vermischung von Nebenhodensekret mit den Sekreten der akzessorischen Geschlechtsdrüsen, was eine individuell unterschiedlich ausgeprägte Spermakoagulation bewirkt. Unter dem Einfluss des Prostatasekrets, der Proteinasen, kommt es nach bis zu 60 Minuten zur Verflüssigung. Nach wenigen Minuten, nach der Ejakulation dringen zahlreiche Spermien in das Zervixmukus ein. Der schnelle Durchtritt von Spermien ist periovulatorisch abhängig. Das Sekret ist alkalisch. Während der intrauterinen Wanderung laufen weitere funktionelle Reifungsprozesse ab. Abgeschlossen wird der Befruchtungsvorgang durch die Kernverschmelzung und Entstehung der Zygote.

Jedes fünfte Paar leidet unter einem unverfüllten Kinderwunsch. Die Gründe liegen zu einem Drittel beim Mann, zu einem Drittel bei der Frau. Restliches Drittel betrifft beide.